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logo spectactDer Landtagssitzungssaal wurde zur Bühne für die Anliegen von Menschen mit Behinderungen, Lernschwierigkeiten oder psychischen Erkrankungen.

In Zuge der Novellierung des Gesetzes für Menschen mit Behinderungen, Lern­schwierigkeiten oder psychischen Erkrankungen kam in Tirol erstmals eine spezielle Form des Theaters als Methode der politischen Mitbestimmung zum Einsatz. Im Forumtheater werden Schwierigkeiten und Probleme von Betroffenen – und damit ExpertInnen – aufgezeigt, um dann gemeinsam mit dem Publikum nach Wegen und Möglichkeiten der Verbesserung zu suchen.

„Auf diese kreative und innovativen Art, wurden im letzten Jahr Anliegen und Bedürfnisse sowie Vorschläge von jenen Menschen, die das Gesetz direkt betrifft, erarbeitet und gesammelt.“, informierte Soziallandesrätin Christine Baur den Tiroler Landtag. Dort, im Landtagsitzungssaal, wurde in Anwesenheit vieler Mitglieder des Land­tages (u.a. LT-Präsident Herwig van Staa, LT-Vizepräsident Hermann Weratschnig) und der Regierung (LHStv.in Ingrid Felipe, LR Bernhard Tilg, LRin Beate Palfrader, LRin Christine Baur), aber auch im Beisein von Betroffenen, Interessens­vertreterInnen sowie SchülerInnen der „SOB - Schule für Sozialbetreuungsberufe“ das Forumtheaterprojekt „Mach mit! Es geht um uns!“ vorgestellt.

SpectAct Landtag 2017© Land Tirol/Reichkendler

Michaela Lödler, eine Mitwirkende dazu: „Auch wenn nicht alle Anliegen so im Gesetz umgesetzt werden können, so zeigt dieses Theaterprojekt wie wichtig es ist, Raum, Zeit und Gehör für die Meinungen, Erfahrungen und letztendlich die Geschichten betroffener Menschen zu geben. Alleine das Wahrnehmen, Gesehen-Werden und Verstehen-Wollen von Seiten des Gegenübers, wie dem „Land Tirol“ und den PolitikerInnen oder von Beamten kann bereits viel bewirken.“


 

Alltägliche Probleme in Szene gesetzt

Egal ob am Arbeitsplatz, bei Behörden, Arztbesuchen oder in der schriftlichen Kommunikation, die Hürden auf dem Weg zu mehr Recht und Gerechtigkeit wurden eindrücklich dargestellt. Durch die interaktive Form des Theaters wurden dabei über 200 Möglichkeiten aufgezeigt, diese Hürden zu überwinden. Bei 21 Aufführungen in allen Landesteilen – die Präsentation im Landtagssitzungssaal war der vorläufige Höhepunkt – erreichte das Forumtheater inzwischen weit über 1000 Menschen. Alle Vorschläge wurden dokumentiert und an die Politik weitergeleitet, wo sie ernst genommen werden und in den Gesetzwerdungsprozess, vor allem aber auch in die gelebte Praxis, einfließen. Einige Anliegen, wie etwa die Schulung und Sensibilisierung von SachbearbeiterInnen, wurden bereits umgesetzt.

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© Land Tirol/Reichkendler

Im Mai 2016 hat eine Gruppe von 30 Menschen mit Behinderungen, Lernschwierigkeiten oder psychischen Erkrankungen sowie BetreuerInnen unter der Leitung des Theaterpädagogen und Politikwissenschafters Armin Staffler die Szenen erarbeitet. Insgesamt 17 von ihnen fungierten dann auch als begeisterte DarstellerInnen. „Es war am Anfang nur ein Weg, meine Meinungen einzubringen. Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt mitzuspielen, aber es hat mich dann sehr fasziniert und ich glaube, dass es wirklich etwas bringt. Die Verantwortlichen vom Land sind sehr beeindruckt von dem, was zustande gekommen ist“, so Bernold Dörrer, einer der AkteureSpectAct Landtag 20173

© Land Tirol/Reichkendler
Bernold Dörrer in seiner Rolle als Arzt in der Szene „Gott in Weiß“

Nominiert für Österreichischen Verwaltungspreis

LRin Baur verwies auf das Potenzial dieser Methode: „Nicht nur in diesem Bereich lässt sich Forumtheater anwenden, vielmehr ist es für verschiedenste Formen der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung geeignet.“ Weitere gelungene Beispiele dafür gibt es in Österreich etwa aus der Steiermark durch die Gruppe „InterAct – Werkstatt für Theater und Soziokultur“, deren Leiter Michael Wrentschur dem Tiroler Projektteam beratend zur Seite stand.
Dass nun auch Mitglieder des Tiroler Landtages, der schlussendlich die Novelle des Gesetzes diskutieren und beschließen wird, mit Hilfe des Theaters einen unmittelbaren Einblick in die Welt der vom Gesetz unmittelbar betroffenen Menschen gewonnen hat, wird nicht ohne Wirkung bleiben. „Ich freue mich sehr über das Interesse an den Inhalten, die über das Forumtheater deutlich wurden. Mit dieser Methode der Partizipation übernimmt Tirol zudem eine Vorreiterrolle“, betonte LRin Baur, die darauf hinwies, dass diese Initiative für den diesjährigen Österreichischen Verwaltungspreis des Bundeskanzleramtes nominiert wurde.


SpectAct Landtag 20174© Land Tirol/Reichkendler

(Iris Reichkendler, Armin Staffler, 31.03.2017)

Kontakt und Rückfragen:
Armin Staffler
0664/5306012
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www.staffler.at

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