Der Artikel wurde mit freundlicher Genemigung durch Mag. Iris Reichkendler, Amt der Tiroler Landesregierung, von der Website der Tiroler Landesregierung übernommen.
Fotonachweis: Land Tirol/Reichkendler

LRin Christine Baur mit den DarstellerInnen und Mitwirkenden des Legislativen Theaters.Unter dem Motto „Mach mit! Es geht um uns!“ wurde ein ehrgeiziges Projekt zur Ausarbeitung der Novelle des Tiroler Behindertengesetzes gestartet. „Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sieht eine aktive Teilhabe in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens vor. Das bedeutet, dass sie auch an Entscheidungsprozessen mitwirken, die sie unmittelbar betreffen. Das Land Tirol kommt dieser Aufforderung daher auch im Gesetzwerdungsprozess nach“, berichtet Soziallandesrätin Christine Baur. So wurden in einem breit angelegten, kreativen und innovativen Prozess die Anliegen und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen, Lernschwierigkeiten und psychischen Krankheiten gesammelt, die in die Ausgestaltung der Novelle einfließen werden. „Mit dieser Methode der Partizipation übernimmt Tirol eine Vorreiterrolle: Menschen mit Behinderung bringen ihre Anliegen aktiv und selbstbestimmt in den Gesetzwerdungsprozess ein“, kündigt LRin Baur an.

„Die Einbindung von Menschen mit Behinderungen in den Gesetzwerdungsprozess erfolgt durch das ‚Legislative Theater‘ – einem Theaterprojekt, das es ihnen ermöglicht, ihre Vorstellungen und Wünsche auf vielen Ebenen und in Form von szenischen Darstellungen zum Ausdruck zu bringen“, berichtet Armin Staffler, künstlerischer Leiter des Projekts.

v.li: Bernold Dörrer (Darsteller), LRin Christine Baur, Armin Staffler (künstlerischer Leiter) und Thomas Wallner (Darsteller), sprechen über die Methode und die Erfahrungswerte des Legislativen Theaters.Szenische Darstellung von Schwierigkeiten und Problemen im Alltag

Ob Unterforderung u„Gott in Weiß“ – Ein Besuch beim Arzt ist auch für Menschen mit Behinderung eine Herausforderung. Das Forumtheater bietet Raum für Verbesserungsvorschläge, Ideen und Anregungen die vom Land Tirol im Rahmen des Gesetzwerdungsprozesses aufgenommen werden.nd Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, Unterforderung und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz – Herausfordernde Alltagssituationen von Menschen mit Behinderungen werden im Forumtheater „Mach mit! Es geht um uns!“ von einer SchauspielerInnengruppe thematisiert.herausfordernde Alltagssituationen, aber auch Differenzen mit Behörden oder ÄrztInnen: Eine Gruppe von 30 Menschen mit Behinderungen, Lernschwierigkeiten oder psychischen Erkrankungen erarbeitete in mehreren Workshops vier Szenen, die infolge von 17 DarstellerInnen umgesetzt wurden. Diese zeigen die Schwierigkeiten und Probleme, mit denen die Betroffenen täglich konfrontiert sind. Diese Szenen wurden dann im Rahmen von insgesamt 19 Veranstaltungen in allen Bezirken aufgeführt und das Publikum – Menschen mit Behinderungen, die eine Leistung des Landes Tirol in Anspruch nehmen, VertreterInnen aller Behinderteneinrichtungen, aber auch die interessierte Öffentlichkeit – hatte die Möglichkeit, sich durch aktives Mitspielen in die Szenen einzubringen. Über 1.500 TirolerInnen nahmen an diesen interaktiven Aufführungen – dem Forumtheater – teil und wirkten daran mit, Ideen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

„Am Anfang stellten für mich die Aufführungen des Forumtheaters  nur einen Weg dar, meine Meinungen einzubringen. Ich hatte eigentlich nicht vor, mitzuspielen. Später hat mich diese Methode dann aber sehr fasziniert und ich glaube, dass es wirklich etwas bewirkt. Ich habe den Eindruck, dass die Verantwortlichen vom Land Tirol sehr beeindruckt sind, was durch dieses Projekt zustande gekommen ist“, schildert Bernold Dörrer, ein Mitwirkender des Legislativen Theaters, seine Erfahrungen.

Um möglichst viele Menschen mit Behinderungen zu erreichen, wurde bei den Aufführungen besonders auf Barrierefreiheit geachtet: Mithilfe von Schrift- und GebärdendolmetscherInnen, Induktionsschleife oder bildliche Unterstützung für Menschen mit Lernschwierigkeiten wurde eine aktive Mitwirkung für alle ermöglicht.

LRin Baur fasst zusammen „Ich war persönlich bei vielen Veranstaltungen dabei und habe diese zentralen Themen überall gehört: ein einfacher, flexibler und zeitnaher Zugang zu Unterstützungsleistungen, eine respektvolle Begegnung auf Augenhöhe und die Orientierung an den Stärken der Menschen mit Behinderung. Sämtliche Anliegen und Lösungen wurden gesammelt und werden bei der folgenden Erarbeitung des Gesetzes berücksichtigt.“